Die schwache Wechselwirkung - Historische Einführung
Die
Entdeckung der schwachen Wechselwirkung ist eng mit ihrem bekanntesten
Prozess, dem b-Zerfall
(eigentlich "b-minus-Zerfall")
verbunden.
1896 entdeckte Becquerel
die Radioaktivität, als eine Photoplatte durch die ionisierende
Strahlung von Uransulfat geschwärzt wurde (siehe Abb. rechts). Dabei
zerfällt ein gebundenes Neutron im Urankern in ein Proton unter Emission eines
Elektrons mit einer auffallend langen Halbwertszeit von 18min. Diese lange
Halbwertszeit legte die Vermutung nahe, dass es sich hier nicht um einen
Prozess der starken Wechselwirkung handeln kann, da hierfür sehr kurze Lebensdauern in
der Größenordnung von 10-23
s typisch sind. Auch schien es unwahrscheinlich, dass der Zerfall eines elektrisch neutralen
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Teilchens ein elektromagnetischer Prozess ist. Alles
deutete auf eine bisher unbekannte Kraft hin.
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Es dauerte bis 1930, bis man erkannte, welche Teilchen
am b-Zerfall
beteiligt sind. Zunächst wusste man, dass es sich um die Reaktion
n à
p +
e- + ? handelt. Allerdings
hatte man noch das Problem, dass der Energieerhaltungssatz verletzt schien,
da die Energien der bekannten Teilchen vor und nach dem Zerfall nicht übereinstimmten.
Als Lösung postulierte W. Pauli
1930 ein Teilchen, das die fehlende Energie trägt. 1933 bezeichnete
Enrico Fermi das Teilchen als Neutrino
und formulierte seine Theorie über den b-Zerfall.
Sie war die erste Theorie über die schwache Wechselwirkung.
Bei der Weiterentwicklung
einer Theorie der schwachen Wechselwirkung wurden in den folgenden Jahrzehnten
nur
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geladene Ströme (d.h. Prozesse mit W-Bosonen) betrachtet. Erst 1958 forderte das Glashow-Weinberg- Salam-Modell
(GWS) die Existenz eines neutralen Austauschteilchens (das spätere Z0). Die zugehörigen
schwachen neutralen Prozesse konnten aber erst 1973 am CERN bestätigt
werden. Das Problem dabei ist, dass ein schwacher neutraler Prozess oft
durch die viel stärkeren elektromagnetischen Effekte überdeckt
wird. So kann die Elektron- Elektron-Streung (e-+e- à
e-+e-) sowohl durch den Austausch eines g-Quants
als auch eines Z0-Bosons
vermittelt werden. Der sehr geringe Beitrag des Z0-Austauschs
ist nur sehr schwer nachzuweisen.
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Am DESY ist es
gelungen, den Beitrag des Z0
bei sehr hohen Energien für die Reaktion e-
+ e+ à
m-
+ m+
eindeutig zu bestätigen.
Die Messung eines reinen neutralen schwachen Stromes kann nur mit Neutrino-Streuung
untersucht werden, da hier kein elektromagnetischer Austausch stattfindet.
Allerdings sind
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Experimente mit Neutrinos
berühmt für ihre Schwierigkeiten.
Mit Einführung
der Quarktheorie veränderte sich die Reaktionsgleichung des b-Zerfalls
in den 70er Jahren noch einmal zu d-1/3
à
u+2/3
+ e-
+ ne
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Beispiele
für schwache Prozesse (diese Beispiele werden auf den folgenden Seiten
noch ausführlicher beschrieben):
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Bezeichnung |
Prozess
(im Teilchenbild) |
Prozess
(im Quarkbild) |
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b-Zerfall
des Neutrons |
n à
p +
e- + ne |
d-1/3
à
u+2/3
+ e-
+ ne |
|
L-Zerfall |
L
à
p +
p- |
s-1/3
à
u+2/3
+ d-1/3+
u-2/3 |
|
L-Zerfall |
L
à
p +
e- + ne |
s-1/3
à
u+2/3+
e- + ne |
|
Kaon-Zerfall |
K-
à
p-
+ p0 |
s-1/3
à
u+2/3+
d+1/3
+ u-2/3 |
|
Kaon-Zerfall |
K-
à
m-
+ nm |
s-1/3
à
u+2/3+
m-
+ nm |
|
Pion-Zerfall |
p-
à
m-
+ nm |
d-1/3
à
u+2/3+
m-
+ nm |
|
Müonen-Zerfall |
m-
à
nm+
e-
+ ne |
leptonischer Prozess |
|
Neutrino-Nukleon-Streuung |
ne
+
p à
e+
+ n |
ne
+ u+2/3à
e+
+ d-1/3 |
|
Neutrino-Nukleon-Streuung |
nm+
n
à
m-
+ p |
nm+
d-1/3
à
m-
+ u+2/3 |
|
Neutrino-Elektron-Streuung |
nm+
e-
à
m-
+ ne |
leptonischer Prozess |
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