Die
Teilchen des Standard-Modells - Das Higgs-Boson
Eine
der wichtigsten Eigenschaften, die Elementarteilchen besitzen, ist Masse.
Manche haben überhaupt keine wie z.B. das Photon, manche haben eine
kleine Masse wie z.B. das Elektron und andere wiederum haben eine sehr
große Masse wie das schwerste Elementarteilchen,
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das top-Quark. Die
Variationsbreite ist extrem groß. So ist z.B. das top-Quark 350000-mal
schwerer als das Elektron.
Wie
kommen Teilchen zu ihrer Masse?
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Diese
Frage hat Professor Peter Higgs von der Universität Edinburgh bereits
vor 30 Jahren versuchsweise beantwortet. Er führte dazu ein Feld,
das heute nach ihm benannte Higgs-Feld,
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ein, das im ganzen Raum herrscht.
Teilchen,
die sich in diesem Feld aufhalten, erhalten Masse.
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Wie
bei anderen Feldern, wird auch die Wirkung des Higgs-Feldes durch ein Austauschboson,
das Higgs-Boson, vermittelt. Das Higgs-Boson koppelt an Teilchen,
wobei die Stärke seiner Kopplung proportional zur Masse des Teilchens
ist. Durch seine Kopplung an alle Teilchen
verschafft das Higgs-Boson ihnen Masse.
Zur
mathematischen Konsistenz des Standard-Modells ist das Higgs-Boson unbedingt
notwendig. Es sollte Spin
0 haben und elektrisch ungeladen sein. Im Rahmen des Standard-Modells
kann man die Masse des Higgs-Bosons nach oben begrenzen: mHiggs
< 1000 GeV/c2..
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Experimentell
wissen wir, dass mHiggs
> 58,4 GeV/c2 ist.
Aus
dem erwarteten Beitrag des Higgs zur Vakuumpolarisation läßt
sich mittlerweile auch eine Obergrenze für die Higgs-Masse angeben.
Neueste experimentelle Ergebnisse liefern
mHiggs
< 600 GeV/c2.
Das
Higgs-Teilchen ist das letzte noch fehlende Teilchen im Standard-Modell
der Teilchenphysik.
Mit
dem im Bau befindlichen "Large-Hadron-Collider LHC" des CERN sollte
es möglich sein, Schwerpunktsenergien bei Kollisionsexperimenten zu
erreichen, die zur Erzeugung des Higgs-Bosons ausreichen.
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Falls das internationale Team von Teilchenphysikern in
der Vielzahl der erzeugten Teilchen ein Higgs-Boson findet, könnte
Professor Higgs den Physik-Nobelpreis für Forschungen erhalten, die
er vor 30 Jahren als "Mit-Dreißiger" gemacht hat. In dieser, wie
er findet, "einschüchternden" Erwartung, hat er gesagt: "Falls
ich noch am Leben sein sollte, wenn ein Higgs-Boson gefunden wird, vielleicht
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im Jahr 2004, würde ich vielleicht gerne zur Pressekonferenz eingeladen
werden".
Im Falle der Entdeckung
des Higgs-Bosons wird, wie es der Sprecher des Cern formuliert hat, "der
Name Higgs in der gleichen Weise mit Teilchen in Verbindung gebracht, wie
Isaac Newtons Name mit dem fallenden Apfel und der Gravitation".
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Der folgende Text ist eine Antwort auf die Frage "Was
ist das Higgs-Boson und warum wollen wir es finden?". Die Frage hat
der englische Bildungsminister William Waldegrave 1993 den Teilchenphysikern
gestellt und gefordert, dass die Antwort nicht länger als eine Seite
lang sein soll. (Der englische Originaltext folgt im Anschluss an die deutsche
Übersetzung)
Politik,
Festkörper und das Higgs-Teilchen
Von David Miller,
Department of Physics and Astronomy, University College, London, UK.
1.
Der Higgs-Mechanismus
Stellen sie sich eine
Cocktail-Party von Mitarbeitern einer politischen Partei vor, die gleichmäßig
in einem Saal verteilt sind und sich alle mit ihrem nächsten Nachbarn
unterhalten.
Die ehemalige Premierministerin
kommt herein und durchquert den Raum. Alle Mitarbeiter in ihrer Umgebung
werden stark von ihr "angezogen" und scharen sich um sie herum. Während sie
sich bewegt, zieht sie die Personen an, denen sie nahe kommt, wogegen
diejenigen, von denen sie sich entfernt, sich wieder gleichmäßig im Raum verteilen. Aufgrund der Menschentraube (Traube: engl. Cluster) um sie
herum besitzt sie eine größere Masse als normal. Deswegen hat
sie während der Bewegung durch den Raum eine größere kinetische
Energie bei gleicher Geschwindigkeit. Einmal in Bewegung ist sie nur schwer
zu stoppen, und einmal in Ruhe ist sie nur schwer in Bewegung zu versetzen,
weil die Traubenbildung um sie herum neu beginnen muss.
Das Ganze in drei
Dimensionen betrachtet und unter Berücksichtigung der Relativitätstheorie
- ist der Higgs-Mechanismus.
Um Teilchen Masse
zu geben wird ein Hintergrund-Feld eingeführt, das lokal gestört
wird, jedesmal wenn sich ein Teilchen hindurchbewegt. Die Störung - d.h. die
Cluster-Bildung des Feldes um das Teilchen - erzeugt die Masse des Teilchens.
Die Idee entstammt der Festkörperphysik. Anstelle eines Feldes, dass
sich im unendlichen Raum ausbreitet, enthält ein Festkörper ein
Gitter aus positiv geladenen Atomen. Bewegt sich ein Elektron durch das
Gitter, werden die Atome davon angezogen und erhöhen damit die effektive
Masse des Elektrons gegenüber einem freien Elekton auf das 40-fache
(indem es so träge wird wie ein 40-mal schwereres). Das postulierte
Higgs-Feld ist eine Art hypothetisches Gitter, welches unser Universum ausfüllt. Wir brauchen es, um zu erklären, warum die W- und Z-Teilchen, die die schwache Wechselwirkung
vermitteln, so schwer sind, während das Photon aber, das die elektromagnetische
Wechselwirkung vermittelt, masselos ist.
2.
Das Higgs-Boson
Stellen sie sich nun
vor, wie sich ein Gerücht durch den Raum der gleichmäßig
verteilten Politikern ausbreitet. Diejenigen in der Nähe der Tür hören
zuerst davon und bilden Trauben, um Genaueres zu erfahren. Dann drehen sie
sich um und treten näher an ihre nächsten Nachbarn heran, die
auch etwas darüber erfahren wollen. Eine Wellefront kleiner Menschentrauben
wandert durch den Raum. Sie kann sich bis in alle Ecken ausbreiten oder
es bildet sich ein Bündel, dass die Neuigkeiten entlang einer Linie
aus Politikern von der Tür zu einem Würdenträger auf der
anderen Seite des Raums trägt. Da die Information von einer
Menschentraube transportiert wird und da es die Traubenbildung war, die
der ehemaligen Premierministerin eine zusätzliche Masse verlieh, haben
auch die Gerüchte verbreitenden Menschentrauben eine Masse. Das Higgs-Boson
soll genau eine solche Traube im Higgs-Feld sein. Es würde uns wesentlich
leichter fallen, an die Existenz des Higgs-Feldes und die Richtigkeit des
Higgs-Mechanismus zu glauben, wenn wir das Higgs-Teilchen selbst beobachten
könnten.
Wieder gibt es dazu
eine Analogie aus der Festkörperphysik. Ein Kristallgitter kann Wellen
von Verdichtungen (wie die Menschentrauben) tragen, ohne dass es dazu ein
Elektron braucht, das die Atome anzieht und bewegt. Diese Wellen können sich
wie Teilchen verhalten. Man bezeichnet sie als Phononen (in Anlehnung an die Feldquanten der elektromagnetischen Wechselwirkung, die Photonen);
auch sie sind Bosonen.
Es könnte einen Higgs-Mechanismus und ein Higgs-Feld in unserem Universum
geben, ohne dass es dazu ein Higgs-Boson gibt. Die nächste Speicherring-Generation
wird diesen Punkt klären.
Englischer Originaltext:
Politics, Solid State and the Higgs By David Miller Department
of Physics and Astronomy, University College, London, UK.
1. The Higgs Mechanism
Imagine a cocktail party of political party workers who are uniformly
distributed across the floor, all talking to their nearest neighbours.
The ex-Prime Minister enters and crosses the room. All of the workers
in her neighbourhood are strongly attracted to her and cluster round her.
As she moves she attracts the people she comes close to, while the
ones she has left return to their even spacing. Because of the knot of
people always clustered around her she acquires a greater mass than normal,
that is she has more momentum for the same speed of movement across the
room. Once moving she is hard to stop, and once stopped she is harder to
get moving again because the clustering process has to be restarted.
In three dimensions, and with the complications of relativity, this is
the Higgs mechanism. In order to give particles mass, a background field
is invented which becomes locally distorted whenever a particle moves
through it. The distortion - the clustering of the field around the particle
- generates the particle's mass. The idea comes directly from the
physics of solids. Instead of a field spread throughout all space a solid
contains a lattice of positively charged crystal atoms. When an electron
moves through the lattice the atoms are attracted to it, causing the electron's
effective mass to be as much as 40 times bigger than the mass of a free
electron. The postulated Higgs field in the vacuum is a sort of hypothetical
lattice which fills our Universe. We need it because otherwise we cannot
explain why the Z and W particles which carry the weak interactions
are so heavy while the photon which carries electromagnetic forces is massless.
2. The Higgs Boson
Now consider a rumour passing through our room full of uniformly spread
political workers. Those near the door hear of it first and cluster together
to get the details, then they turn and move closer to their next
neighbours who want to know about it too. A wave of clustering passes through
the room. It may spread to all the corners or it may form a compact
bunch which carries the news along a line of workers from the door to some
dignitary at the other side of the room. Since the information is
carried by clusters of people, and since it was clustering that gave extra
mass to the ex-Prime Minister, then the rumour-carrying clusters also have
mass. The Higgs boson is predicted to be just such a clustering in
the Higgs field. We will find it much easier to believe that the field
exists, and that the mechanism for giving other particles is true,
if we actually see the Higgs particle itself. Again, there are analogies
in the physics of solids. A crystal lattice can carry waves of clustering
without needing an electron to move and attract the atoms. These waves
can behave as if they are particles. They are called phonons and they too
are bosons. There could be a Higgs mechanism, and a Higgs field
throughout our Universe, without there being a Higgs boson. The next generation
of colliders will sort this out.
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